XXIII. Black International Cinema Berlin 2008
ERÖFFNUNGSREDE
John-E. Matip Eichler
Hallo alle zusammen! Liebe Freunde!
Zunächst möchte ich mich bedanken. Ich möchte Prof. Donald Muldrow Griffith für seine Einladung danken und dafür, dass er mir die Gelegenheit gibt, einige Worte an Sie zu richten. Darüber hinaus möchte ich ihm dafür danken, dass er mir durch sein Vorbild zu einer Erkenntnis und somit zu einer Schlussfolgerung verholfen hat.
Dieses Jahr findet das Black International Cinema Berlin zum 23. Mal statt.
23 Jahre...
23 Mal planen, 23 Mal organisieren, 23 Mal debattieren, 23 Mal überzeugen, 23 Mal Spenden sammeln. Ich bin mir sicher, dass dies viel an Arbeit und Problemen für ihn bedeutet hat.
Was ist der Lohn? Wie lange noch wird es ihm möglich sein, mit solch einem enormen Aufwand weiterzuarbeiten?
Haben Sie eine Idee?
Ich denke, ich verstehe Prof. Griffiths Standpunkt, seine Motivation. Er folgt seiner starken Überzeugung, vielleicht seiner Bestimmung. Er tut dies mit
beharrlicher Konsequenz.
Dies ist der einzige Grund, weshalb wir nun hier an diesem Tag versammelt sind, an diesem Ort, weshalb wir Spielfilme und Dokumentarfilme sehen werden, unsere Meinungen austauschen und uns kennen lernen werden.
Seine Konsequenz hat diesen einzigartigen Raum für uns geschaffen.
Im Programmheft werden Sie folgendes Zitat finden:
JA, ICH KANN.
Das ist ein Zitat von Sammy Davis Jr. Aus der Zeit vor dem eigentlichen Beginn seiner Karriere. Dieses Zitat drückt jedoch schon genau die Entschlossenheit aus, die nötig ist, um etwas Außergewöhnliches zu erschaffen.
JA, ICH KANN.
Leider wissen wir im Voraus nie, ob wir Erfolg haben werden, egal wie sehr wir uns bemühen oder wie beharrlich wir sind. Manchmal aber kann beharrliche Konsequenz Wunder vollbringen, wie wir am Fall von Muhammed Yunus, Gründer der Grameen Bank und Friedensnobelpreisträger, gesehen haben.
Dies ist exakt die Erkenntnis, zu der mich Prof. Griffith geführt hat. Und diese lebenswichtige Schlussfolgerung wird durch unsere Zusammenkunft zu dieser Zeit an diesem Tage verdeutlicht.
Unermüdliche Konsequenz
Also, noch einmal, danke Prof. Griffith. Und ich würde gerne hinzufügen:
JA, ER KANN.
Das diesjährige Black International Cinema Festival läuft unter dem Motto:
Vielfältig und Vereint - ein Wandel im Erscheinungsbild.
Vielfältig und vereint - das ist genau die Art, wie wir hier zusammen sitzen, wie wir in dieser wundervollen Stadt leben und vielfältig und vereint ist die Welt von heute, die Welt des 21. Jahrhunderts. Vielfältig und vereint - diese Aussage hat in Deutschland, in Berlin, an diesem Tag, an diesem Datum, eine ganz besondere Bedeutung. Bis zum 8. Mai 1945 gab es kein "vereint" für Menschen, die als "anders" angesehen wurden. Sie wurden ermordet, industriell durch Zwangsarbeit vernichtet und durch pseudo-medizinische Experimente zerstört oder sterilisiert.
Seit dem 8. Mai 1945 hat Deutschland eine neue Richtung eingeschlagen - den Weg in eine demokratische Gesellschaft. Und wir sind noch immer unterwegs. Obwohl wir jeden Tag die Frage der Freiheit bejahen können, wird die Frage der Chancengleichheit innerhalb einer Gesellschaft von Menschen, die als "anders" - "anders" als die Mehrheit - angesehen werden, angesichts ihrer Lebensumstände entsprechend anders beantwortet.
Wenn die Gesellschaft Menschen, die als "anders" - "anders" als die Mehrheit - betrachtet werden, anders behandelt, wird die ganze Gesellschaft in einen Zustand der Ungerechtigkeit, der Unfreiheit abdriften. Darüber hinaus ist auch die Mehrheit in Gefahr, irgendwann zu Teilen der diskriminierten Gruppen zu werden.
Demzufolge ist es im besten Interesse einer jeglichen Gesellschaft, für ein Maximum an Chancengleichheit für alle einzustehen, um eine gerechte Gesellschaft anzustreben und aufrecht zu erhalten.
Minderheiten sind "anders" im Vergleich zur Mehrheit. Sie sind oft unbekannt - wie eine unentdeckte Spezies. Ihre Lebensgeschichten, ihre tagtäglichen Herausforderungen, ihre Wahrnehmungen, ihre Gemütszustände.
Was können wir also tun?
An dieser Stelle sehe ich die hauptsächliche Bedeutung und Wichtigkeit des Black International Cinema Berlin. Heute und während der nächsten Tage werden wir die Gelegenheit haben, die Welt - und das meine ich wortwörtlich - durch die Augen schwarzer Filmemacher und Künstler zu sehen. Wir werden direkt und indirekt Einblicke in ihre Leben, ihre tagtäglichen Herausforderungen, ihre Wahrnehmungen und ihre Gemütszustände erlangen. Und wir werden zu dem Schluss kommen, dass wir - alle zusammen - noch immer weit von einer gerechten, wirklich freien Gesellschaft in der so genannten "freien Welt" entfernt sind.
Aber... keine Sorge, obwohl Wahrheit manchmal wehtut.
Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir vielfältig und vereint auf dem Weg zu einer gerechten Gesellschaft sind. Vielleicht wird dies ein unendlicher Weg sein, der von uns verlangt, dass wir das Richtige tun - jeden Tag - mit
beharrlicher Konsequenz.
Ich erwähnte das heutige Datum (8. Mai) und seine historische Bedeutung besonders für Deutschland. Aber andere Länder, andere Nationen haben auch ihre historischen Meilensteine. Nur ein Beispiel:
Am 1. Dezember 1955 wurde Rosa Parks in Montgomery Alabama festgenommen, weil sie sich weigerte, in den hinteren Bereich des Busses zu rücken, weil sie sich weigerte, "anders" als die weiße Mehrheit behandelt zu werden.
Rosa Parks tat am 1. Dezember 1955 das Richtige - wie viele andere vor und nach ihr es taten. Viele mussten für dieses Ziel einen sehr hohen Preis zahlen.
Das erinnert mich an eine Aussage eines großartigen Mannes. Während eines Interviews wurde er gefragt: "Von welchem Preis reden Sie?" Und er antwortete: "Der Preis für die Freiheit ist der Tod."
Leider scheint diese Aussage wahr zu sein. Dieses Jahr am 17. Januar haben wir uns an den 40. Jahrestag der Ermordung Dr. Martin Luther Kings erinnert. Er war 39 Jahre alt.
Aber viele folgten seinem Weg und dem anderer Helden mit
beharrlicher Konsequenz.
Sie haben diesen Gipfel noch nicht ganz erklommen - vielleicht noch nicht.
Aber in jenem Land, das vor etwas mehr als 50 Jahren eine Frau verhaftete, weil sie die "Rassengrenze" überschritten hatte, sehen wir nun einen brillianten jungen Mann, Sohn eines afrikanischen Vaters und einer weißen Mutter, der uns zuruft:
JA, WIR KÖNNEN.
Übersetzung Englisch/Deutsch: Anke Broszio
Mottoes:
"I may not make it if I try, but I damn sure won't if I don't..." - Oscar Brown
Jr.
"Mankind will either find a way or make one." - C.P. Snow
"Whatever you do..., be cool!" - Joseph Louis Turner
"Yes, I can...!" - Sammy Davis Jr.
"Yes, We can...!" - Barack Obama
Fountainhead® Tanz Theatre/Black International
Cinema Berlin/
THE COLLEGIUM - Forum & Television Program Berlin/Cultural Zephyr e.V.
April 3, 2008
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